Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 103

1911 - Erfurt : Keyser
— 103 - Gewändern, und solches erhielt unter allgemeinem Jubel der Weimarer Herzog. Der Glückstopf: Daneben stellte der Rat einen sogenannten „Glückslops" aus dem Fischmarkte in einer eigens dazu gebauten Bude auf. Der Glückstopf war ein bauchiges Tongefäß, in welches die Lose hineingeworfen wurden. Es hatte einen fo engen Hals, daß man nur hineingreifen konnte, um die Lose herauszuholen, ohne sie sehen zu können. Das Los kostete einen neuen Groschen (9 Psg.), und manche hitzige Spieler setzten so viele Lose, daß sie bis zu 10 Gulden ausgaben. Der Erfurter Rat machte daher mit dem Glückstopfe ein gutes Geschäft, und er konnte es wagen, für „700 bis 800 Schock Groschen" Lose (Zettel) auszugeben. Dabei hatte ma« nur 16 Hauptgewinne gemacht, silberne Becher, deren kostbarster 12 Schock Groschen wert war. Als weitere Gewinne werden silberne Schalen, goldene Ringe, seidene Borden, Tuch und Buckskin, sogar Barchent zu Gewändern erwähnt, auch Gänse, Gewürze u. a. Die Spielwut war allgemein. Von den Fürsten und Grafen an fetzten alle Ritter und Knechte, Bürger und Bauern, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, reich und arm, selbst Bettler, Schüler und allerlei „sahrendes Volk". Alle Zettel, jeder mit dem Namen des Lösenden beschrieben, tat man in den oben beschriebenen Topf, daneben stand ein zweiter Behälter, in welchen die Zettel mit den daraus geschriebenen Gewinnen und die Nietenzettel getan wurden. Ein Knecht, der nicht lesen konnte, der „ungelehrt" war, stand zwischen den zwei Töpfen und zur Seite jedes Topfes ein Justizbeamter, ein öffentlicher Notar oder Schreiber; diese beiden hießen Herbert von der Maritte und Hermann Bruckfchlegel. Aus jedem Topfe nahm nun der Knecht ein Los und gab es dem Beamten, der daneben stand. Derjenige, welcher die Namenzettel bekam, las den Namen laut vor, der andere sah in den ihm gegebenen Zettel. War es ein Nietenzettel, so rief er „nichts", war aber ein Gewinn darauf verzeichnet, so blies man einen Trompetentusch. Der erste gezogene Gewinn waren zwei Gänse und ein Psuud Ingwer, der letzte war ein Gulden. Ihn gewann ein Stubenheizer, welcher vor der Langen Brücke wohnte. Er hatte nur ein Los genommen, während andere, welche viele Lose hatten, nichts gewannen. Zu diesen gehörten auch der Herzog von Weimar und die Schwarzburger Grasen. Der Ueberschuß, den der Rat aus der Lotterie zog, war so groß, daß er mehr betrug, als die Summe, die ihm die Beköstigung der sremden Schützen, besonders des Herzogs Wilhelm von Weimar, gekostet hatte. Letzterer machte darum über die Klugheit des Rates seine Scherze. Vorbereitung zum Turnier: Hoch ging es auch beim Tur- nier am 6. Juli 1496 her. Von Weimar kamen dazu herüber Kurfürst Friedrich der Weise und der spätere Kurfürst Johann der Beständige, dazu noch viele Grafen und Ritter. Der Schauplatz war

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 399

1906 - München : Oldenbourg
73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. 399 Sechs blühende Töchter erwuchsen in seinem Hause; aber wenn er von den erlauchten Prinzessinnen sprach, nannte er sie niemals anders als „meine Mädeln", und wenn er mit ihnen spazieren ging, wies er mit Stolz darauf: „Das ist mein Postzug!" Und nachdem sich die ersten zwei vermählt hatten, fügte er lachend hinzu: „Jetzt kaun ich nur mehr vierspännig fahren!" Die Einrichtung des Schlosses-zeigte eine wahrhaft rührende Einfachheit: Jede der Tochter hatte nur ein einziges Zimmer; die Möbel waren mit buntem Pers überzogen und ein schmalfüßiges Spiuett stand in der Ecke. Wenn man des Morgens vorüberging, hörte man eifrig durchs offene Fenster die Skala spielen oder es ward eine Lehrstunde erteilt; nachmittags sah man die jungen Prinzessinnen rudern, und wenn ein Spaziergang nach Egern führte, ward nicht selten die öffentliche Führe benutzt. Mit beiden Händen vor dem Munde riefen sie dann jodelnd hinüber: „Überfahren, überfahren!" Ja, als Elisabeth, die spätere Königin von Preußen, nach Jahren wieder in ihr heimatliches Tegernsee kam, erbat sie sich von ihrem hohen Gemahl die Gnnst, daß sie wieder wie damals selber nach dem Schiffe rufen dürfe. Friedrich Wilhelm Iv. aber fand au diesem zwanglosen Gebaren so viel Reiz, daß er es gern teilte. „Willst im deinem Vater einen Gruß von mir bestellen?" sprach er eines Tages zu meiner kleinen Schwester, die unter der Gartentüre stand, und als das Kind ernsthaft erwiderte: „Ich kann ja feinen Gruß bestellen, ich weiß ja nicht, wer du bist", fügte er lachend hinzu: „Sag nur vom Herrn Friedrich Wilhelm." Bei König Max I. verging wohl kein Tag, ohne daß er irgend ein Banernhans betrat oder mit dem nächsten besten Holzknechte ein Gespräch anband ; die Sente ließen sich dabei vollkommen gehen und redeten, wie's ihnen eben in den Sinn kam. Der eine klagte, wie schwer es sei ein großes Bauerngut richtig zu regieren. „Was soll denn ich erst sagen," erwiderte der König, „ich muß das ganze Land regieren!" „Wissen S' was," sprach der Bauer, „da tat i's halt an Ihrer Stell' anial a Zeit verpachten." Meister Hansstüngl, der vor knrzem starb und in der Nähe von Dietramszell geboren war, traf als halbgewachsener Junge eines Tages den König ohne zu wissen, wer vor ihm stand. „Wo bist du deuu her?" fragte der König. „Aus dem Tegeruseer Landgericht", erwiderte der Junge. „Was, aus dem Tegeruseer Landgericht?" rief jener mit ungeheuchelter Freude, „dann sind wir ja Landsleut', da bin ich ja auch daheim." Ungeschent nannten die Sennerinnen, die in der Nähe der K'ottenbrunner Alm ihre Weiden hatten, den König „Herr Nachbar". Und wenn er ans einem seiner Gänge den blauen Ranch ans einem Hanse steigen sah, dann blieb er bisweilen stehen und ries durchs offene Küchenfenster: „Was gibt's denn heut?" „Knödel gibt's", erscholl es von innen. „Ah, das ist recht,"

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 398

1906 - München : Oldenbourg
398 73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. 73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. Von Karl Stieler.1) An den blauen Ufern des Tegernsees, wo einst der grübelnde Mönch vor seinem Pergamente gesessen, hatte König Maxi, sich ein Tnskulum gegründet, das ihm bald gar tief ins Herz wuchs. Als er das jetzige Schloß im Jahre 1817 kaufte, waren alle Verhältnisse des Ortes noch von der primitivsten Art: das schmale Sträßlein, von Vergißmeinnicht umwuchert, lief so dicht am See hin, daß die Räder des Wagens vom Wasser bespült wurden; man sah noch die langen bräunlichen Röcke mit den vielen Knöpsen, wie sie die alten Votivtafeln zeigen; die Weiber aber trugen die Pelzkappe und den roten Goller und Gewänder von schwarzem Wollstoff. Im ganzen Dorse gab es nur eine einzige Taberne und auch diese war so recht vom alten Schlage. Denn als Prinz Karl einmal (noch vor den Freiheitskriegen) mit einem Kavalier nach Tegernsee kam und sein Wagen vor dem Wirtshause anhielt, da sah die Wirtin, den Arm in die Seite gestemmt, hinein und sprach: „Herrgott noamal, is dös a sakrisch-sauberer Bua! Machts jetzt nur glei', daß's wieder weiterkommts; mit so schöne Herrschaften kann unsereiner nix ausrichten." Das waren noch die alten, echten Bauernzeiten von Tegernsee; aber dem König ward wohl inmitten ihrer Einfachheit. Wie mußte ihm nach den Stürmen der Napoleonischen Zeit jene tiefe Ruhe behagen und sein Herz, das nie an höfischem Prunk hing, mochte wohl auch die Gefühle teilen, die der alte Plinius einst ausgesprochen, wenn er von seinem Landsitze auf den blaueu Comer See hinaussah: „Hier bin ich nicht gequält von Sorge und Hoffen, hier bringt kein Wort aus meinem Mund und an mein Ohr, das mich gereueu müßte. Nie hör' ich in bitterem Ton über die Menschen schmähen." Der Leutseligkeit des Königs aber, die ihm so sehr Bedürfnis war, stand ein kerngesunbes, aufgewecktes Volkstum gegenüber, das der Liebenswürdigkeit wert war und den Frohsinn verstanb, womit ihm sein Herrscher begegnete. Wenn man ihn bamals wanbeln sah im grünen Rock und Kappenstiefeln, das Stückchen in der Hand, wenn man ihn mit jebeirt Bauer sprechen und scherzen sah — das war nicht nur das Bilb eines inenscheiffreiinblicheii Fürsten, es war das Bilb eines Glücklichen. Das letzte nnb innerste Geheimnis bieses Glückes aber lag in dem Familienleben, an dem er hing mit seinem ganzen Herzen und das er gerabe bort auf dem Lanbe so zwanglos pflegen konnte. Dieser schöne, rein menschliche Zng ist es gewesen, der ihn dem Volke so nahe brachte; barin würde er ja am besten verstanben, auch vom gemeinen Manne; das machte ihn so un-enblich populär. 0 Ans „Fremde und Heimal" S. 241 ff. Stuttgart 1886. A. Bonz.

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 66

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
66 - gewesen ist, dann feiern wir Neujahr. Es beginnt ein neues Jahr. Wie wird es heißen? Anschlußstoffe: Noll: Der Herbst. S. 187. Trojan: Im Herbst. S. 189. Hoffmann: Die Zugvögel. S. 191. Löwenstein: Wer klappert am Dache, mein Kindlein? S. 199. Volkslied: Ein Jäger aus Kurpfalz. S. 194. Noll: Der Winter. S. 196. Hebel: Ist denn da droben Baumwoll feil? S. 195. Blüthgeu: Rutschbahn. S. 197. Ebeling: Bescheidene Bitte an die Menschen. S. 198. Trojan: Der Sperling im Winter. S. 198. Blüthgen: Das erfrorene Vöglein. S. 199. Anschütz: O Tannenbaum. S. 203. Curtmann: Das Christbänmchen. S. 292. Hoffmann: O wie ist es kalt geworden. S. 292. Die Uhr. Wenn die Sonne aufgeht, ist es Morgen, wenn sie am höchsten steht, ist es Mittag, und wenn sie untergeht, Abend. So zeigt die Sonne allen Menschen, welche Zeit es am Tage ist. Genauer aber als die große Soune am Himmel uns die Tageszeit angibt, tut es die Uhr. Sie sagt uns jede Stunde des Tages und der Nacht und ist doch oft nur ein solch kleines Diug, daß man es in die Tasche stecken kann. Das ist die Taschenuhr. 2ibb. 29. Die Taschenuhr. Droben am Kirchturm aber hängt eine große Uhr. Man kann sie aus dem Felde vor der Stadt noch erkennen. Es ist die Turmuhr. Ju uusrer Stube hängt eine Uhr an der Wand, sie tickt Tag und Nacht. Man nennt sie Wanduhr. Wo hängt uusre Schuluhr? Der Uhrmacher macht die Uhren. Wer kennt einen Uhrmacher? Wo wohnt er? Die Uhr hat ein Zifferblatt. Darauf stehen rundherum die Ziffern von 1 bis 12. Welche steht oben, unten? Die Zeiger weisen auf die Ziffern und sagen uns so die Zeit. Der kleine Zeiger gibt die Stunden an, er ist der Stundenzeiger. Der große Zeiger sagt uns die Minuten. Wie heißt er? Wie weit geht der kleine Zeiger in einer Stunde, der große? Welcher geht schneller? In der Uhr sind Räder. Sie gehen immer rund. Was tut man, damit die Uhr nicht stehen bleibt? Aus der Wanduhr guckt unten ein Stab her-

5. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 67

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 67 — aus, darauf sitzt eine blanke, runde Scheibe. Das ist das Pendel. Es geht immer hin und her und macht tick-tack. Wenn eine halbe Stunde ver- gangen ist, dann schlägt die Wanduhr einmal, ist eine Stnnbe herum, Abb. 30. Die Turmuhr. mehreremal. Wie oft, weuu es 2, 6, 7 Uhr ist? Die Turmuhr schlägt jede Biertelstunde. Man kann es weithin hören. Aufgabe: Zeichnen der Turmuhr, der Taschenuhr, der Wanduhr. 27. Der Schatten. Wir haben ihn oft gesehen. An heißen Tagen hat er uns erfreut und an kalten uns betrübt. Stets war er in der Nähe des Lichts, so daß wir erkannten: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Am frühen Morgen war der Schatten auf dem Schulhos, am Nachmittag auf der 5* Abb. 31. Oer Schatten

6. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 78

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 78 — und den Kindern vor. Drei Seiten von dem Briefbogen hat die liebe alte Großmutter voll geschrieben. Die Marke auf dem Briefumschlag kriegt Fritz. Er hat schon viele. Zehn Pfennig hat sie gekostet. Da wollen wir doch schnell schreiben, sagt der Vater. Fritz, lauf mal rasch uach Thor- mann und hole eiue Postkarte. Was kostet sie? Bald ist er wieder da. Der Vater schreibt an die Großmutter. Alle freuen sich, daß sie kommen will. Der Zug kommt 3™ Uhr an. Nun muß der Postbote wissen, wohin die Karte soll. Der Vater schreibt auf die Vorderseite wie die Großmutter heißt und wo sie wohnt. Das ist die Aufschrift. Die Marke sitzt schon drauf. Beim Brief darf man sie nicht vergessen. Ich briuge sie in den Kasten, ruft Fritz. Dann beeile dich, mein Junge, in 10 Minuten kommt der Postbote. Was tut er? Fritz briugt die Karte zum Briefkasten beim Spieker. Als er nach Hause gehen will, kommt gerade der Postbote. Den großen schwarzen Postsack hat er auf dem Rückeu. Jetzt schnallt er ihn unter den Kasten, schließt auf, der Boden klappt herunter und plumps fallen alle Briefe und Karten hinein. Die Karte an Großmutter ist uoch mitgekommen. Jetzt geht er nach der Post. Den Sack trägt er in das große Zimmer. Da sind viele Postbeamten. Der eine hat einen roten Kragen mit eiuer goldenen Borte dran. Er ist der höchste. Alle arbeiten fleißig. Gerade hat der Postbote den Postsack gebracht, da wird er geöffnet und alle Karten und Briefe nachgesehen. Die beiden Briefboten ordnen sie in zwei große Haufen. Der eine kommt in den Zug uach Bielefeld, der andre in den uach Rheda. Bei welchem Haufen ist Fritz' Karte? Die Briefe werden eingepackt und in den Posthof getragen. Da stehen viele gelbe Postkarren. Zwei sind schon voll von Paketen. Den dritten packen die Postboten noch mit Briefsäcken und Paketeu voll. Die Eisentür wird geöffnet, die Post- boten schieben die gelben Karren hinaus, audre gehen nebenher und Helsen. Es geht zum Bahnhof. Mit einem Schub geht's die Straße hinauf. Die Räder kuarren ordentlich. Jetzt fahren sie schon auf deu Bahnsteig. Der Bahnübergang wird geschlossen. Der Zug kommt an- gebraust. Er fährt uach Bielefeld und weiter. Jetzt hält er. Vorn ist der Bahnpostwagen. Rasch öffnen sich die Türen. Pakete und Säcke fliegen hinein. Ein Wagen ist leer, bald alle. Die leeren Wagen aber sind voll. Pakete und Briefe nach Gütersloh find darin. Fertig! Der Mann mit der roten Mütze hebt die weiße runde Scheibe. Der Zug pfeift. Puff, puff geht es und weiter fährt der Zug. Die Postbeamten fahren die Karren nach der Post und bringen Briefe und Pakete in das Postgebäude. Bald knallt's im Posthofe. Ans dem Tor fährt die gelbe Postkutsche, die Paketpost. Auf dem hohen Bock sitzt der Kutscher. Im Wagen sind zwei Postboten. Sie bringen Pakete umher. In der einen Hand tragen sie das Paket und in der andern einen gelben Schein. Das ist die Postpaket- adresse. Darauf steht, wer das Paket haben soll und wer es geschickt hat. Was müssen wir bezahlen, wenn wir ein Paket bekommen? Die Paket- post nimmt auch Pakete mit. Das kostet 10 Pfennig. Als Fritz Gebnrts- tag hatte, bekam er von der Großmutter eiu großes Paket. Eiu Kuchen

7. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 99

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 99 — sucht, darin zu lesen. Habt ihr euch aber schon gefragt, wie die Zeitung eigentlich entsteht? Nun, ihr sollt es jetzt hören. In der Schulstraße steht ein großes, rotes Haus. Das ist die Druckerei des Herrn Schmäling. Da wird das Gütersloher Tageblatt gedruckt. Wenu ihr da vorbeikamt, habt ihr oft hinter den Fenstern Männer ge- sehen, die vor einem hohen Kasten standen und arbeiteten. Sie nahmen mit der rechten Hand immer etwas aus dem Kasten und legten es auf einen Gegenstand, den sie in der linken Hand hielten. Was die Männer da wohl inachen? Wir werden es noch erfahren. Steigen wir die paar Treppen-- stuseu vor dem Hause des Herrn Schmäling empor, dann gelangen wir durch die Haustür in einen großen Raum. Au einem Pulte steht ein junger Mann und schreibt. Dicke Bücher liegen auf dem Pulte. In eins schreibt er, was der Fuhrmann eben mit dem Wagen gebracht hat. An der Wand hängen viele bunte Bilder; Schränke, Pulte, Tische, ein Bücher- brett und andre Gegenstände erblicken wir noch in dem Zimmer. In der Nähe der Tür hängt ein Kasten an der Wand. Plötzlich klingelt es darin. Der junge Mann geht darauf zu, nimmt ein Hörrohr von dem Haken, hält es an das Ohr und spricht in den Kasten hinein. Dann horcht er und spricht wieder. Es ist ein Fernsprecher. Durch ihn kann er mit einem andern Mauu sprechen, der gar nicht in Gütersloh, sondern in einer weit- entfernten Stadt ist. Eben fängt der juuge Manu wieder an zu schreiben, da öffnet sich die Tür und ein Kaufmann von der Berliner Straße tritt herein. Er will morgen einen großen Ausverkauf in der Zeitung bekannt machen. Aus seiner Tasche zieht er einen großen Bogen Papier, aus den er ge- schrieben hat, was er verkaufen will und wieviel es kostet. Der junge Mann zählt die Reihen und rechnet aus, was die Anzeige kostet. Für eine Druckzeile muß der Kaufmann 40 Pfennig bezahlen. Kaum ist er fort- gegangen, da kommt eine Frau in das Zimmer. In ihrem Hause ist eine alte Großmutter gestorben. Damit die Leute es erfahren, soll es morgen in der Zeitung stehen. Sie gibt einen Zettel ab, auf den die Todesanzeige geschrieben ist. Wieder zählt der Mann die Zeilen und sagt der Frau, was sie bezahlen muß. Eine Zeile kostet 12 Pfennig. So geht es immer fort. Bald kommt jemand und will eine Anzeige aufgeben, ein andrer' möchte gern eine Auskunft haben, ein dritter erkundigt sich nach Arbeitsgelegenheit. Da kommt ein Mann mit einem Vollbart herein. Er tritt an ein Pult, und der juuge Mann gibt ihm die angekommenen Briefe, Zeitungen und Anzeigen. Der Mann ist der Leiter oder Redakteur der Zeitung. Alle Briefe, Zeitungen, Anzeigen, Polizeiverordnungen und Bekanntmachungen sieht er durch und bestimmt, was morgen in der Zeitung stehen soll. Die eingelaufenen Anzeigen, Nachrichten, Bekanntmachungen und Zeitungsausschnitte werden in einen daneben liegenden Saal gebracht. Da sollen sie gedruckt werden. Wir treteu mit ein und sehen nns darin um. In uusrer Nähe stehen die Männer, die wir schon vorher von der Straße aus sehen konnten. Dort hinten sind noch mehrere. Jeder steht vor einem Kasten, der schräg wie ein Pult auf einem Regal ruht und viele kleine Kästchen enthält. In den kleinen Kästchen sind Buchstaben, in jedem 7*

8. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 180

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 180 — Rohre gelangt das so gereinigte Wasser in den unter dem Vorfilter be- findlichen Reinwasserbehälter. Von diesem Behälter wird das Wasser in das Rohrnetz gepumpt und steigt von hier aus in die Leitungsrohre der Häuser. Der Überschuß des Wassers wird in dem Wasserturm aufge- speichert. In ihm ist ein Behälter vorhanden, der 300 cbm Wasser faßt. Durch eiue sogenannte Zwillingspnmpe, die stündlich 120 bis 160 cbm Wasser befördert, wird der gesamte Wasserbedarf in die Höhe gepumpt. Die Steigungshöhe nnsrer Wasserleitung beträgt 37 m, d. h. das Wasser kann bis zu eiuer Höhe von 37 in in den Häusern und Gebäuden empor- steigen. Da nnsre Stadt in der Ebene liegt und kein Haus die Höhe von 37 m erreicht oder gar höher liegt, steigt das Wasser in allen Häuseru bis in das oberste Stockwerk empor. Würde ein Leitungsrohr bis zur Turm- spitze der Auferstehungskirche gelegt werden, so bekäme man dort oben kein Wasser, da der Turm 60 m hoch ist. 48. Alte Sitten und Gebräuche. Am Neujahrstage band man vor Sonnenaufgang Strohseile um die Obstbäume, um ihnen das neue Jahr abzugewinnen. Am Abend des ersten Ostertages brennen noch heute in der ganzen Gegend die Ofterfener. An den vorhergehenden Tagen werden aus deu Feldern hohe Holzhaufen zusammengefahren. Häufig schließen sich mehrere Kleinbauern zusammen und sorgen gemeinschaftlich für das Aufahreu des Holzes. Nicht selten setzt der Bauer eiue hohe Ehre darin, das größte Feuer in der ganzen Umgegend zu haben. Früher wurde allgemein nach der Einfuhr der Ernte ein Erntefest gefeiert. Bei der Buchweizenernte, die als Abschluß der Getreideernte galt, setzte man aus den letzten Wagen den Arnhahn (Erntehahn aus Papier). Er wurde nach dem Einfahren des Wagens am Giebel aufgehängt. In Avenwedde findet man heute noch Anklänge an das Erntefest. Ist der letzte Erntewagen eingefahren, dann erhalten alle Erntearbeiter vom Bauern einen Erquickungstrunk. Sind die Garben glücklich aus den Speicher gebracht, dann bekommen die Schnitter vom Bauern ein Trink- geld. Erscheint er nicht sogleich, so gehen alle in den Garten und wetzen so lange ihre Sensen, bis der Herr durch den Sichelklang herbeigerufen ist. Die Mägde binden einen Erntekranz, und der Schulte des Hofes oder ein Knecht steigt zum Giebel empor, befestigt an ihm ein schönes Birken- stämmchen und schmückt es mit dem Kranze. Die Umherstehenden suchen das Befestigen dadurch zu erschweren, daß sie den Kranzträger fortwährend mit Wasser bespritzen. Beim Hinabsteigen wird der Knecht nicht selten von den Mägden mit mehreren Eimern Wasser überschüttet. Als Entgelt empfängt er dann von ihnen einen Taler. Zu Ostern empfing der Lehrer von dein Vater oder seinem Stell- Vertreter für das in die Schule aufgenommene Kind das sogenannte „Wonnegeld". Die Pfarrer erhielten von den Gemeindemitgliedern das „Opfer".

9. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 181

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 181 — Es wurde in der Kirche aus dem Altare von jedem nach seinem Vermögen dargebracht. Am Michaelistage, 29. September, singen die Kinder abends, indem sie in Scharen von Haus zu Haus ziehen: Micheel, Micheel is'n Hilgesmann, de ns wat vertellen kann van Appel nn van Biren, de lat sik wol vertiren, de Nötte, de sind ank al god, de smit wi in nsen Sülverhod. Sülverling, Sülverlang! Wenn de Frn na Kerken geht, wenn de Rock in Faulen steht, wenn de Kamern knappet, giäwet ns doch 'en paar Appel! Schöne Jungfer, giäwet us wat, lat us nich so lange stahn, wi möt't na dertig Milen gähn, dertig Milen is so wit, giäwet us wat, so werd' j'us quit. Danach wird gesungen: Martin Luther, Martin singen wir, wir treten dafür, vor reichen Mannes Tür. Wer uns was gibt und nicht vergißt, der kriegt eine goldene Krone, die Krone, die geht so weit und breit, geht über die ganze Christenheit. Empfangen die Kinder etwas, dann verabschieden sie sich mit den Worten: Gut'n Abend, bis an den heiligen Abend! Erhalten sie nichts, dann singen sie: Gire, Gire, Bettelgire, wollt us nix to friäten giäwen. An Hermann, den Befreier Deutschlands, erinnert noch: Hermann schlog Lermen, leit piep'n, leit drnmmen. De Cherusker sint knmmen met Hamer un Stangen, woll'n Varus uphaugen.

10. Badische Sagen - S. 42

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
42 4. Um Ebersteinö feste, da roimmelt’s von Streitern, sie schleichen im Hebel mit haken und Leitern. Graf Eberstein grützet sie fein: er wirft sie vom wall in die Gräben hinein. 5. flls nun der Herr Kaiser am Morgen gekommen, da meint er, es sei die Burg schon genommen. Doch auf dem wall tanzen mit Schall der Graf und seine Gewappneten all’: 6. „Herr Kaiser, beschleicht ihr ein andermal Schlösser, tut’ö not, ihr verstehet aufs Tanzen euch besser! Euer Töchterlein tanzet so fein, dem soll meine feste geöffnet sein!“------------ 7. Im Schlosse des Grafen da hebt sich ein Klingen, mit fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen, Graf Eberstein führet den Reih’n mit des Kaisers holdseligem Töchterlein. C. Ubland
   bis 10 von 1324 weiter»  »»
1324 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1324 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 22
1 42
2 4
3 71
4 9
5 1132
6 2
7 94
8 10
9 29
10 113
11 7
12 45
13 1
14 14
15 12
16 135
17 1
18 2
19 56
20 4
21 48
22 2
23 2
24 12
25 16
26 19
27 17
28 19
29 14
30 20
31 7
32 16
33 122
34 3
35 0
36 42
37 458
38 3
39 196
40 3
41 4
42 10
43 29
44 0
45 203
46 4
47 20
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 174
1 529
2 93
3 996
4 944
5 93
6 340
7 163
8 336
9 492
10 177
11 106
12 1708
13 298
14 132
15 159
16 5617
17 3034
18 102
19 665
20 154
21 445
22 125
23 341
24 364
25 372
26 243
27 480
28 640
29 145
30 208
31 109
32 262
33 135
34 133
35 200
36 2011
37 200
38 380
39 990
40 731
41 324
42 608
43 333
44 113
45 4455
46 451
47 81
48 181
49 233
50 139
51 149
52 374
53 427
54 623
55 124
56 181
57 119
58 113
59 300
60 432
61 397
62 94
63 147
64 269
65 136
66 785
67 90
68 655
69 239
70 261
71 385
72 684
73 187
74 178
75 685
76 627
77 1919
78 90
79 233
80 90
81 294
82 624
83 193
84 370
85 142
86 153
87 1324
88 115
89 53
90 164
91 1042
92 2788
93 72
94 2645
95 142
96 110
97 113
98 910
99 61

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1967
1 466
2 422
3 1324
4 111
5 409
6 518
7 132
8 85
9 117
10 219
11 86
12 2313
13 943
14 70
15 169
16 131
17 279
18 177
19 254
20 74
21 67
22 431
23 37
24 318
25 1106
26 622
27 93
28 470
29 290
30 219
31 134
32 168
33 3826
34 244
35 399
36 108
37 110
38 82
39 1470
40 177
41 667
42 1124
43 7430
44 135
45 121
46 644
47 243
48 304
49 814
50 4864
51 4397
52 791
53 60
54 353
55 258
56 81
57 119
58 394
59 4218
60 180
61 1357
62 581
63 126
64 421
65 2990
66 56
67 72
68 82
69 131
70 105
71 122
72 593
73 369
74 243
75 553
76 79
77 199
78 78
79 111
80 500
81 8044
82 2831
83 92
84 413
85 283
86 93
87 118
88 95
89 446
90 83
91 386
92 345
93 57
94 197
95 50
96 139
97 723
98 171
99 483
100 4943
101 96
102 4188
103 89
104 125
105 338
106 785
107 232
108 70
109 67
110 1280
111 2800
112 1540
113 417
114 2220
115 466
116 1533
117 42
118 179
119 95
120 382
121 906
122 296
123 3600
124 1178
125 2058
126 96
127 635
128 76
129 718
130 73
131 1631
132 219
133 293
134 95
135 52
136 1664
137 592
138 56
139 54
140 250
141 69
142 1287
143 1341
144 81
145 943
146 106
147 238
148 58
149 153
150 135
151 625
152 2686
153 80
154 2383
155 827
156 453
157 872
158 82
159 275
160 90
161 558
162 145
163 219
164 83
165 360
166 2060
167 1535
168 2925
169 1274
170 184
171 338
172 512
173 2055
174 37
175 4036
176 67
177 2287
178 65
179 1261
180 52
181 217
182 568
183 5033
184 200
185 330
186 68
187 164
188 191
189 160
190 418
191 144
192 226
193 52
194 352
195 383
196 16708
197 86
198 141
199 518